Die Feuerwehr Mannheim während der NS Zeit

Wann sonst als nicht jetzt ist es wichtiger aus der Geschichte zu lernen. Doch auch wenn wir in der Schule das Thema immer und immer wieder aufbereitet haben, so wissen wir immer noch nicht alles über diese dunkle Zeit während dem dritten Reich. Vor allem im Bereich der Feuerwehr findet man hierüber kaum Informationen. Wie lief es damals ab? Genau damit hat sich Dr Clemens Tangerding in den letzten Jahren mit dem Projekt „Feuerwehren in der NS Zeit“ beschäftigt. Auch unser Kamerad Michael M. hat hier mit aufgearbeitet und wir sind stolz das Projekt hier mit euch teilen zu dürfen.

Ab heute, bis Montag den 2. November 2020 könnt ihr im EG des Rathauses in E5 und im Stadthaus N1 im 1. OG die Ergebnisse des Projektes entdecken. Was genau an diesen Orten auf euch wartet verraten wir euch hier.

1. Lernt Gudrun Nicklaus kennen

Zeitzeugen verbildlichen die Geschichte um ein Vielfaches! Kommt ins Stadthaus N1 und lasst euch am Touchscreen von Gudrun Nicklaus aus erster Hand über die damalige Zeit während der Bombardierung Mannheims berichten. Als kleines Mädchen hat sie einige Stunden im Luftschutzkeller verbracht und erzählt euch aus erster Hand über die Zerstörung der Stadt aus ihrem Blickwinkel – und über ihren Vater, der als Feuerwehrmann während der Bombardierungen ausrücken musste

Links Gudrun Nicklaus beim Interview, rechts Lion Wohlgemüth
Links Gudrun Nicklaus beim Interview, rechts Lion Wohlgemüth

 

2. Täter und Opfer im Vergleich

Erfahrt mehr über Karl Kargl und Lion Wohlgemuth! Die beiden Herren waren zu Beginn der 1930er Jahre beide Angehörige der Feuerwehr Mannheim. Doch dann trennten ihre Lebenswege sich, und diese konnten nicht verschiedener verlaufen.

Karl Kargl trat in die NSDAP ein und wurde Leiter der Feuerwehr Mannheim. Nach dem Krieg fand er schnell eine neue Anstellung und starb 1963 als betagter Mann. Die Beerdigung besuchte auch der damalige Mannheimer Oberbürgermeister Hans Reschke. Lion Wohlgemuth wurde, da er Jude war, ab 1933 ein Austritt aus der Feuerwehr nahegelegt. 1938 erst gab er dem Drängen nach. Wenige Wochen vor der Reichspogromnacht setzte der damals bekannte Hutfabrikant und Wohltäter Lion Wohlgemuth seinem Leben ein Ende.

Mehr über diese Unterschiede erfahrt ihr auf einem Poster in N1.

3. Ideologie und Wirklichkeit

Während die Bombardements in der Presse ideologisch umgedeutet wurden, um den Kampfeswillen der Mannheimer Bevölkerung aufrecht zu erhalten, sprechen die geheimen Meldungen über die tatsächlichen Schäden eine ganz andere Sprache! Welche genau, könnt ihr auf dem Plakat in N1 erfahren.

Links Mannheim während des Bombardments, rechts Amtsleiter Karl Heinz Gremm bei den Filmaufnahmen
Links Mannheim während des Bombardments, rechts Amtsleiter Karl Heinz Gremm bei den Filmaufnahmen

4. Die Gleichschaltung der Mannheimer Feuerwehr am Beispiel der Feuerwache

Die Feuerwache war ab 1912 die Mannheimer Hauptfeuerwache. Bald nach 1933 wurde aus dem Ort des Brandschutzes ein politischer Ort. 1933 fand am Weißen Sand hinter der Feuerwache die Bücherverbrennung statt. 1936 hissten Feuerwehrleute am Schlauchturm die Hakenkreuzflagge. In der Reichspogromnacht rückten Feuerwehrleute nicht mit dem Auftrag aus, die Synagoge zu löschen, sondern ausschließlich die benachbarten Gebäude zu schützen. Ja auch das gehört leider zu unserer Geschichte als Feuerwehr Mannheim. Erfahrt noch mehr dazu in dem Videoclip mit unserem Amtsleiter Karl-Heinz Gremm auf den Bildschirmen im N1.

5. Die Gleichschaltung der Feuerwehr anhand des Feuerwehrgeräts

Die Feuerwehr wurde 1938 Teil der Ordnungspolizei und verlor damit ihren Status als eigenständige Korporation. Die Animation in E5 verdeutlicht diesen Prozess anhand der Farben von Feuerwehrautos zwischen 1933 und 1945.

6. Der Einsatz der HJ-Feuerwehrschar

Die HJ-Feuerwehrschar musste ab 1941 systematisch Brände löschen, da die Feuerwehren unterbesetzt waren. Dies war auch in Mannheim der Fall. Der Gesetzestext, der von einem Jugendlichen an der Audiostele in N1 vorgelesen wird, verdeutlicht, in welchem Maße Kinder und Jugendliche in das NS-System einbezogen wurden!

Links: Feuerwehrfahrzeut aus der NS Zeit; Mitte: HJ bei einem Brand; Rechts: Henriette Lucchesi
Links: Feuerwehrfahrzeut aus der NS Zeit; Mitte: HJ bei einem Brand; Rechts: Henriette Lucchesi

7. Die Geschichte von Lion Wohlgemuth

Henriette Lucchesi hat als Kind eine Lehre im Hutladen ihres Großonkels Lion Wohlgemuth absolviert. Sie erinnert sich noch an den Tag, an dem sie dachte, dass eine Kiste am Fenster vorbeiflog. Dann merkte sie: Es war Lion Wohlgemuth selbst, der sich vom Dach gestürzt hatte. Henriette Lucchesi berichtet in verschiedenen Videoclips am Touchscreen in N1 über ihre Kindheit als sogenannte Halbjüdin in Mannheim, über ihren Großonkel und über ihre Entscheidung, in den 1980er Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland zurückzukehren.

 

Auch wenn wir ungern über diese Zeit reden, so ist es umso wichtiger aus der Geschichte zu lernen. Es wird immer wichtig sein Geschichte aufzubereiten und möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben diese auch zu erfahren und zu verstehen.

Kommt bis Montag, den 2.11.2020 vorbei und lebt mit uns die Geschichte.

Bitte beachtet die Hygienevorschriften vor Ort und passt auf euch auf!